Donnerstag, 22. April 2010

Spektakulärer "SWISSQUIZ" Abgang


Grundlegende Informationen

Am 14.03.2010 flimmerte die dubiose Abzocksendung “Swissquiz” letzmalig über den Bildschirm und verstummte nach einen spektakulären Jackpotgewinn und zwei weiteren dicken “Gewinnen” endgültig und fast schon überstürzt. Angebliche Ausschüttung an diesen Abend, sagenhafte 150.000,- Franken. Aber halt, immer der Reihe nach. Produziert wurde Swissquiz von der in München ansässigen Firma “Primavera TV“, dessen Geschäftsführer Peter Schuljewitsch ist. Schuljewitsch war auch der verantwortliche Produktionsleiter der Gewinnspielsendung “Money Express“, welche von Callactive in München produziert wurde. Geschäftsführer der Callactive war Stephan Mayerbacher, welcher heute im Verwaltungsrat von Star-TV sitzt und gleichzeitig Executive Consultant von mass response ist. Star-TV ist bis zum Ende der ausstrahlende Sender für “Swissquiz” gewesen. Die allseits beliebte Firma Callactive und ihr GF Stephan M. haben sich besonders durch ihr professionelles Auftreten gegenüber Kritikern ihrer Sendungen einen Namen gemacht. Diese Tradition setzte sich 2009 auch bei der Primavera TV und bei der mrs durch. Um es kurz zu machen (alles wichtige zum Thema findet sich im Netz), Callactive ->Mass Response->PrimaveraTV, wobei es zwischendurch auch kurzfristige Umdisponierungen der Verantwortlichkeit gab, je nach rechtlicher Sachlage, medialer Negativ-PR und Volkszorn eben.

Kleiner Rückblick

Im Oktober 2009 berichtete dann das kritische Onlinemagazin “fernsehkritik.tv” über die Produktionen von mass response/primavera und nannte die Dinge beim Namen: “Es werde vermutlich mit Fakeanrufern gearbeitet”, was natürlich EV’s und Unterlassungserklärungen nach sich zog und ein erneutes Feuer im Internet entbrannte. Diesen Verdacht (die Fakeanrufer) haben die User des Forums callintv.net schon seit Jahren. Sie sind es auch, die fast alle Sendungen akribisch protokolliert, aufgezeicntet und analysiert haben. Nur blieben die Behörden und Medien taub. Die Produzenten der kritisierten Formate dafür umso weniger. Es hagelte Abmahnungen, Einstweile Verfügungen, Drohanrufe an den ehemaligen Betreiber der Plattform bis hin zur Domainpfändung. Zusammengefasst könnte man ein ganzes Buch darüber schreiben. Tatsache ist aber, dass der Tenor um die sogenannten Fakeanrufer nie wirklich verstummte, auch wenn seitens der Veranstalter alle Mittel angewendet wurden, entlarvende Videos und Texte aus dem Internet zu entfernen, was ihnen auch bestens gelungen ist. Am 09.03.2010 berichtete dann Schweizer Magazin “Kassensturz” erneut über die dubiosen Methoden der Macher von Swissquiz. Auf dieser Seite hier können sie die Sendung abrufen (rechte Sidebar, etwa Mitte).

Das Untergangsszenario in der Nacht zum 15.03.2010

Auffällig war zu Beginn der Sendung der angepriesene Jackpot in Höhe von 100.000 Franken, welcher über den ganzen abend hinweg beständig oft erwähnt wurde. Im Forum callintv.net prophezeiten die Langzeitbeobachter und Protokollanten, dass dieser Jackpot heute intern umverteilt bzw. extern ausgespielt werden könnte. Falls sich dies bewahrheiten sollte, wäre das ein sicheres Zeichen zum engültigen Aus des Swissquiss, so die Forumsteilnehmer. Sie sollten erfahrungsgemäß auch Recht behalten, wie sich später zeigte. Die Moderatorin Alexandra Maurer erschien im Schwarzen Kleid auf der Gauklerbühne.

Im Verlauf des Spieles wird dann ein Anrufer mit dem Namen “Aldo” in das Studio gestellt. Aldo nennt “WASSERSTOFFSPEICHERUNG” als mögliche Lösung und bekommt damit die ausgelobten 25.000,- Franken zugesprochen. Ein beachtlicher Gewinn, wenn man bedenkt, dass derart hoch angesiedelte Beträge bei Swissquiz im Verlauf der Sendung grundsätzlich gemindert und anschließend von merkwürdig verzerrten bzw. verstellten Stimmen gewonnen werden. Interessant ist auch der Umstand, dass auf dem Lösungszettel “WASSERSTOFFGLÜHEN” zu lesen ist, die Moderatorin dies aber anscheinend nicht bemerkt. “Aldo” gewinnt also die ausgelobten 25.000 Franken und darf nun um den im Laufband angepriesenen Jackpot spielen. Dazu muss er einen 3-stellige Zahl nennen, die sich mit der Zahl im Jackpotumschlag decken muss. Es ist wichtig zu wissen, dass eben dieser Jackpot selten gespielt, aber noch nie bei Swissquiz gelöst oder gewonnen wurde. Doch heute, innerhalb der letzten Stunden dieser Sendung passiert das Unmögliche:

Der angebliche Anrufer Aldo, bekommt also einmal 25.000 Franken für WASSERSTOFFSPEICHERUNG und anschließend einen Jackpot von 100.000 Franken zugesprochen. Macht zusammen stolze 125.000 Franken für Aldo. Aber die letzte Sendung ging ja noch weiter. Am Ende darf ein weiterer Kandidat Geld aus der Firmenbilanz umverteilen. Er nennt fünf Tiere aus einen schon oft gespielten Gitterrätsel und gewinnt weitere 25.000 Franken. Dann spielt die Regie ein letztes Lied “time to say goodbye”, anschließend gehen die Lichter für Swissquiz endgültig aus. Doch halt, das hatten wir schon mal! Vielleicht erinnern Sie sich ja?

Déjà-vu – Abgang von Money Express

“Money Express” (Peter S. Produktionsleiter, heute GF von Primavera TV, Stephan M. Geschäftsführer, heute Aufsichtsratmitglied von Star-TV) sendete etwa 2Jahre ohne gewonnenen Jackpotgewinn. Dann die letzte Sendung, ein Freitag und eine Woche zuvor ebenfalls am Freitag das gleiche Spiel, wie oben beschrieben. Am 13.04.2008 betritt Miriam Wimmer, Schwarz gekleidet die Gauklerbühne der Callin-Betrüger. Es gilt CAROS zu zählen, ein der Willkühr des Betreibers unterworfenes Hütchenspiel, dessen Lösungsweg hochkompliziert und nur mit großen Aufwand nachvollziebar ist. Als Lösungen kommen immer gleich mehrere Möglichkeiten in Frage, je nach Pixelkriegsplatzgestaltung. Dieses Spiel wurde nach meiner Recherche nie im Verlauf dieser 2Jahre Money Express Lebenszeit vom Zuschauer gelöst. Auch der Jackpot wurde niemals gewonnen! Der Anrufer nennt “124″ gezählte CARO, es wird der Gewinnerjingle eingespielt, die genannten 124 von der Regie als Zahl über CARO-Grafik eingeblendet und eine verblüffte Miriam Wimmer spricht dem Anrufer 10.000,- Euro zu. Anschließend wird um einen Jackpot von 50.000,-Euro gespielt. Dazu soll der Anrufer sein Geburtsdatum angeben. Anschließend blättert man einen Block mit aufgedruckten Datumsangaben um (Miriam Wimmer blättert) und vergleicht beide Daten miteinander. Staunen auch hier. Der Anrufer nennt den 06.10. als mögliche Antwort und siehe da, nach dem Frau Wimmer umgeblättert hat, erneut ein fragender, überraschter Blick in Richtung Regie. Auf dem Blatt steht der 06.10. Der gähnende Anrufer hat also insgesamt 60.000 Euro gewonnen, äh umverteilt:

Aber es geht ja noch weiter. Am 22.04.2008 dann endgültig die letzte Sendung von Money Express. Um ca. 1:30Uhr hat Sandra ihren großen Auftritt. “Wo ist das Gesicht”, schimft sich das Spiel und Sandra nennt Feld9 als Lösung. Sandra bekommt die ausgelobten 10.000 Euro zugesprochen und spielt nun um den Jackpot von 40.000 Euro. Es ist wieder das Geburtsdatum gefragt, welches anschließend, also nach dem Umblättern durch die Moderatorin (Miriam M.) verglichen wird. Auch hier wieder ein Volltreffer, der 11.09. Sandra gewinnt zusammengefasst 50.000 Euro in der letzten Moneyexpress-Gauklerparty.

Macht innerhalb der letzten 10Tage des Daseins dieser Produktion satte 110.000,- Euro, die intern umverteilt, äh gewonnen wurden. Dann gingen auch hier die Lichter endgültig aus, die Webseite verschwand kurze Zeit später genau wie der Callactive GmbH. Erstaunlich, finden sie nicht?

Peter hatte vor der letzen Sendung von Swissquiz vorsorglich sein Facebook-Profil geändert, sein Foto entfernt und die Profilsprache auf Spanisch umgestellt. Ist Spanien das nächste oder endgültige Ziel, Peter? Isst Mayerbacher noch, und kann Dvoracek nachts gut schlafen? Werden nun alle gecasteten Fakeanrufer durch die vertrauten Anwälte entsprechend instruiert, blos nichts an die Medien weiterzugeben, weil ihnen sonst “Was genau?” droht? In den frühen Morgenstunden des 16.03.2010 legte die Gefolgschaft von Mayerbacher (aus guten Quellen wurde mir zugetragen, dass Mayerbacher im Hintergrund weiter die Fäden in der Hand hält, Peter S. ist nur ein Strohmann) gleich noch die Webseite “swissquiz.tv” inkl. Kontaktmöglichkeit für evtl. Beschwerden lahm. Auch ist die Gang stetig bemüht, die hier verlinkten Bilder und Videos aus dem Netz zu entfernen, um eine Fächerung der Informationen zu vermeiden, bzw. Zusammenhänge nicht allzu deutlich in die Öffentlichkeit fließen zu lassen. Kriminelles Pack eben. Ja, ihr lest schon richtig. K-R-I-M-I-N-E-L-L

Heute dann ein erneuter entlarvender Bericht des Schweizer Magazins “Kassensturz”, welches im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wird. Ich zitiere von Webseite:

Gaunerei mit TV-Quizshows: So wird beschissen

TV-Gewinnspiele verstossen gegen das Lotteriegesetz, so urteilte das Bundesgericht. Darüber hat Kassensturz letzte Woche berichtet. Jetzt deckt «Kassensturz» auf, mit welchen fiesen Tricks TV-Gewinnspiele die Anrufer täuschen und vor laufender Kamera um den versprochenen Gewinn bringen.

Niemand kennt die Spielshow «Swissquiz» besser als Romy Oppliger aus Brittnau. Sie nimmt jeden Tag neun Stunden «Swissquiz» auf und analysiert die Sendungen akribisch. Dabei notiert sie sich auch die Namen der Anrufer. In der Sendung vom 3. März fällt Romy Oppliger eine ältere Dame auf, die nach einigen absurden Falschlösungen durchkommt und ebenfalls das einfache Lösungswort «Bratwurst» nicht errät. Der Verdacht von Romy Oppliger: So genannte Fake-Anrufer geben nach Absprache mit der Spielleitung von «Swissquiz» absichtlich falsche Antworten und animieren so andere Leute, auf die teure 0900er-Nummer anzurufen. Die Produktionsfirma von «Swissquiz» bestreitet dies vehement. «Kassensturz» zieht den Tonmeister Manfred Gysi bei und lässt ihn die Stimmen von zehn Anruferinnen im Tonstudio vom Schweizer Fernsehen analysieren. Die gleiche Wärme in der Stimme, der gleiche Rhythmus, die gleiche Tonlage, der gleiche Dialekt. Für Manfred Gysi ist die Sache klar: «Aus meiner Berufserfahrung kann ich sagen, dass das mit grösster Wahrscheinlichkeit die gleiche Person ist.» Natürlich dürfte man auch mit verstellter Stimme anrufen und jedes Mal einen andern Namen angeben, sagt Marcel Niggli, Professor für Strafrecht an der Universität Freiburg. Wenn die Anruferin aber mit «Swissquiz» eine Abmachung habe, wäre das ein schweres Delikt. «Dann wären das täuschende Machenschaften im Sinn des Betrugs», sagt Professor Niggli.

Wenige Minuten nach der falschen Antwort «Wurstbrät» ruft die gleiche Stimme nochmals an und errät das Lösungswort. Die Moderatorin wirkt irritiert und sagt: «Das ist im Fall richtig!» Der Verdacht: Diese Frau ist eine Fake-Anruferin und hätte gar nicht gewinnen sollen. Jetzt ist die Moderatorin in der Klemme. Sie muss das Geld in der Wanne zählen. Sie zählt bis 5000 und fragt: «Ich habe doch eine Geldfee, ist das in Ordnung, wenn meine Kollegin kommt und weiterzählt?» Sonst dauere das zu lang. «Kassensturz» nimmt Kontakt auf mit der Gewinnerin auf. Sie bestätigt, dass sie immer wieder unter verschiedenen Namen angerufen habe, weil sie eben anonym bleiben wolle. Dann sagt sie: Es sei ihr immer klar gewesen, dass sie nie einen grossen Gewinn ausbezahlt bekomme, auch nicht die angeblichen 6850,- Franken. Sie hat nicht zugegeben, dass sie im Auftrag von «Swissquiz» Fake-Anrufe macht. Sie hat es aber auch nie bestritten. Quelle und vollständiger Artikel (…)

Hier geht es zum -> PODCAST (Videostreambericht) der zugehörigen Sendung zum Kassensturzartikel. So wird es gemacht, liebe Deutsche Medien und Aufsichtsorgane wie die LMA-Blinden.

Es wird eng für die Hütchenspieler und Gauner, welche seit langer Zeit diese Art von Betrug durchführen. Die sogenannten Fakeanrufer (gleiche Stimmen etc.) habe ich erstmalig hier erwähnt gefunden. Auch im Archiv des Forum callintv.net finden sich ausführliche Protokolle, die Brumstimmen und ähnliche Dinge beschreiben. Es handelt sich dabei, wie erwartet um die Anrufer von “Money Express”. Vielleicht würde ja ein Vergleich der alten Stimmen mit den Neuen Sinn machen. Bei “Anrufen und Gewinnen” (ebenfalls eine Primavera-Produktion), treten diese merkwürdigen, sich wiederholenden Stimmen ja seit langer Zeit auch auf.

Betrugsvorwürfe reissen nicht ab.

Artikel vom 25.11.2009, welcher in der “Neuen Luzener Zeitung” erschienen, mittlereile aber nicht mehr verfügbar ist:

Die Sendung «Swissquiz» verspricht schnellen Gewinn. Am Ende steht oft nur eine hohe Telefonrechnung. Ein Schweizer hat jetzt Strafanzeige gestellt.

VON HANS-PETER HOEREN

Beat Mattle (32) hat in Zürich und Wien Strafanzeige gegen «Swissquiz» eingereicht. «In dieser Quizshow wird nachweislich betrogen», sagt der Schwyzer. Neun Stunden pro Tag wird das in Wien produzierte «Swissquiz» auf mehreren Schweizer Privatsendern ausgestrahlt, darunter 3+. Zuschauer müssen in Buchstabengittern Lösungswörter finden, Fehler in Suchbildern entdecken oder die Begriffe in den Umschlägen der Moderatorinnen erraten.

1.85 Franken pro Anruf, Anrufversuch und Minute kostet die Teilnahme. An drei Ungereimtheiten macht Mattle seinen Betrugsvorwurf fest: Zum einen würden die Spiele mit «gefakten» Anrufern von Mitarbeitern der Produktionsfirma stundenlang mit absichtlichen Falschantworten in die Länge gezogen oder aber die Ausschüttung einer hohen Gewinnsumme oftmals verhindert, indem ein unechter Anrufer eine korrekte Lösung nennt. «Zudem werden Lösungsumschläge und Geldkoffer mehrmals nachweislich während der laufenden Sendung ausgetauscht, um zu verhindern, dass ein Anrufer die hohe ausgelobte Gewinnsumme gewinnt », sagt Mattle.

Die fraglichen Sequenzen hat er zu einem «Videobeweis» zusammengeschnitten und an die zuständigen Behörden sowie an die Privatsender geschickt. Die Betreiberfirma, eine Tochtergesellschaft der Telekom Austria, habe alle Vorwürfe vehement abgestritten, sagt Mattle. Bereits im vergangenen Jahr sorgte die Quizshow für Schlagzeilen. Die Fernsehsendung «Kassensturz» nahm die Show unter die Lupe, eine Insiderin hatte der Wiener Betreiberfirma «systematische Be-trügerei » vorgeworfen.

Zweifel an Chancengleichheit
Dominik Kaiser, Geschäftsführer des Privatsenders 3+, weist die Vorwürfe zurück. «Die Sendungen werden von einem erfahrenen Produzenten gemacht, der vertraglich zur Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen verpflichtet ist», sagt er. Zusätzlich überprüfe man regelmässig, ob die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden. «Uns ist wichtig, dass die Gewinne ausbezahlt werden, und wir kontrollieren deshalb die Gewinnauszahlungen regelmässig », ergänzt er. Monatlich würden mehrere hunderttausend Franken ausbezahlt.

Trotz vieler Reklamationen können die Anbieter von Call-in-Shows in der Schweiz relativ unbehelligt ihrem Geschäft nachgehen. Eine der wenigen Auflagen hat das Bundesgericht 2006 verfügt: Zuschauer müssen auch unentgeltlich an dem Gewinnspiel teilnehmen können, zum Beispiel über die Webseite oder das Internet. Doch diese Varianten sind kompliziert und zeitaufwendig.

«Sobald die Möglichkeit zur Gratisteilnahme gegeben ist, hört unsere Aufsichtskompetenz auf», erklärt Manuel Richard, stv. Geschäftsführer der zuständigen Aufsichtsbehörde, der Interkantonalen Lotterie- und Wettkommission. «Wenn ich mir die Spiele anschaue, habe ich das Gefühl, dass die Zuschauer mehr verlieren als gewinnen », sagt er. Er fordert deshalb schärfere Regeln (siehe Box), auch für die Schweiz: «Die Angebote sind für Konsumenten sehr unvorteilhaft. Es gibt keine Aufsicht über die Durchführung der Spiele. Man weiss nicht, wie die Chancengleichheit gewährleistet ist oder die Gewinne ausbezahlt werden.»

Viele Zuschauerbeschwerden
Die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) erhält oft Beschwerden in Sachen «Swissquiz». Andreas Tschöpe, Leiter Politik und Wirtschaft bei der SKS: «Wir raten davon ab, bei dieser Art von Quizsendungen mitzumachen. Es ist bekannt, dass diese über möglichst hohe Telefongebühren Gewinne machen und nur wenige Gewinnsummen ausschütten wollen

Quelle

Interview mit Herbert Dvoracek, Mass Response

Call-TV: “Viele schwarze Schafe in der Branche”

AUFREGER. Die Methoden im Anrufer-TV stehen am Pranger: In TV-MEDIA meldet sich Herbert Dvoracek von der Telekom-Tochter mass response zu Wort.

Vor drei Wochen packte ein Insider in TV-MEDIA über die Praktiken im Call-in-TV-Business aus: Bei Anruf-Gewinnspielen werde “betrogen und belogen”. Hohe Gewinnsummen würden nie ausbezahlt. Und: In Kuverts hinterlegte Antworten würden oft sogar ausgetauscht. (Siehe hier.)

TV-Quiz-Betreiber im Interview.
Schwere Anschuldigungen, mit denen TV-MEDIA nun einen der Gewinnspiel-Macher konfrontierte. Herbert Dvoracek ist Geschäftsführer der Firma mass response, die Quizspiele für ATV und Super-RTL produziert. Pikant: Das Unternehmen, das in elf Ländern aktiv ist und sich primär als technischer Dienstleister im Telekombereich sieht, gehört zu 100 % der Telekom Austria, die wiederum zu mehr als einem Drittel im Staatsbesitz steht …
TV-MEDIA: Herr Dvoracek, wie stehen Sie zu den in TV-MEDIA erhobenen Vorwürfen?
Herbert Dvoracek: Ich kann verstehen, dass da jemand frustriert ist, weil er vielleicht nicht mehr so viel Geld verdient. Die Umsätze, vor allem in Deutschland, gehen zurück. – Wir jedenfalls gestalten das Geschäft so, dass es transparent und fair abläuft.
TV-MEDIA: Man kann bei Ihrem TV-Quiz aber kaum gewinnen …
Dvoracek: Das stimmt so nicht. Wir hatten im vergangenen Jahr im Schnitt jede Viertelstunde einen Gewinner.
TV-MEDIA: Den Eindruck hat man definitiv nicht, wenn man z.B. ATV-Gewinnspiele verfolgt.
Dvoracek: Ich kann das belegen. Pro Sendung haben wir sieben Gewinner.
TV-MEDIA: Und wie viel Geld spielen Sie aus?
Dvoracek: Etwa 60.000 bis 70.000 Euro pro Monat.
TV-MEDIA: Einer der massivsten Vorwürfe: Die Antwortkuverts würden ausgetauscht. Kennen Sie diese Praktik?
Dvoracek: Wir haben kein Bonus-System bei unseren Mitarbeitern, das solche Praktiken vielleicht förden würde. Ich höre diese Geschichten aus anderen Firmen, weiß aber nicht, ob sie stimmen. Was ich nicht ausschließen kann: dass individuelle Fehler passieren. Die sind menschlich. Unsere Sendungen wurden nach einer Klage der Konsumentenschützer von einem Gericht überprüft: Es wurde bestätigt, dass wir fair agieren.
TV-MEDIA: Nach welchem System werden Zuseher in die Sendung durchgestellt?
Dvoracek: Der Call-Operator gibt einen Zeitraum in den Computer ein, innerhalb dessen ein Anrufer ausgesucht wird.
TV-MEDIA: Wie viele rufen an?
Dvoracek: 5.000 bis 6.000 pro Sendung. Sie können sich ausrechnen, dass uns nicht viel Geld übrig bleibt. Wenn wir all die beschriebenen Praktiken anwenden würden, dann vielleicht schon. Mann kann die Leute immer über den Tisch ziehen – aber das ist nicht unser Stil.
TV-MEDIA: Steht dieses Geschäft einer Telekom-Tochter denn überhaupt gut zu Gesicht?
Dvoracek: Das Problem ist: Es gibt mehr schwarze Schafe als weiße in dieser Branche. Wir machen mit Call-in-TV vielleicht zehn Prozent unseres Umsatzes von rund 55 Mio. Ich brauche das deshalb nicht unbedingt.
TV-MEDIA: Schlafen Sie immer gut?
Dvoracek: Sagen wir so: Ich würde auch gut schlafen, wenn wir dieses Geschäft nicht mehr machen.

Martin Wurnitsch, Tv-Media

Anrufen und Verlieren

Was ist eigentlich aus Stephan Mayerbacher geworden?

Der sympathische Enddreißiger — die Älteren werden sich erinnern — verdiente jahrelang als Geschäftsführer der Firma Callactive daran, Anrufspiele im Fernsehen zu veranstalten, gegen die selbst das Geschäftsgebaren von 9live vergleichsweise seriös und transparent wirkte. Er machte sich in der interessierten Öffentlichkeit einen Namen durch den fast erfolgreichen Versuch, einen Kritiker in den Ruin zu klagen. Im Sommer vergangenen Jahres verabschiedete er sich von Callactive und kündigte an, sich künftig „Aufgaben außerhalb der Medienbranche widmen” zu wollen.

Und damit zu einem ganz anderen Thema.

Es gibt wieder einmal den Verdacht des massiven Betrugs bei Call-TV-Sendungen. Diesmal geht es um Formate, die die österreichische Firma Mass Response bzw. das Münchner Unternehmen Primavera-TV für das österreichische und Schweizer Fernsehen produzieren oder produziert haben. Ein Schweizer hat jetzt Strafanzeige wegen gewerbsmäßigen Betrugs gestellt. Und Marc Doehler, der unermüdliche Call-TV-Wächter aus dem Forum call-in-tv.net, zeigt in einem langen Film, woher der Verdacht kommt, dass es bei vielen Sendungen nicht mit rechten Dingen zugeht.

Die Mitschnitte aus Sendungen wie „Anrufen + Gewinnen” (ATV) und „SwissQuiz” (u.a. Star TV) dokumentieren unter anderem, wie Umschläge mit den richtigen Antworten auf mysteriöse Weise den Platz wechseln — als hätte jemand die Antworten ausgetauscht. Auffällig ist auch — ähnlich wie früher bei der Callactive-Sendung „Money Express” — die Häufung unerklärlicher Falschantworten und frappierend ähnlicher Stimmen bei Anrufern mit unterschiedlichen Namen.

Die Firma Mass Response, die in Deutschland für Super-RTL das „Master Quiz” produziert, hat juristische Maßnahmen gegen die Urheber und Verbreiter des Filmes angekündigt, der „Falschbehauptungen” in nicht gekanntem Ausmaß enthalte, und macht sich dabei auch eine selbst geschaffene Verwirrung um die Frage zunutze, welche Sendungen überhaupt von Mass Response und welche von Primavera-TV produziert wurden.

Mass Response und Primavera-TV versuchen, die Aufnahmen mit juristischen Drohungen aus der Welt zu schaffen und haben dabei einigen Erfolg. Zur Zeit ist der Film aber noch auf dem Server von „Fernsehkritik-TV” zu sehen. (Ja, das komplett anzusehen kostet 75 Minuten Lebenszeit und Nerven. Aber ich empfehle, sich zumindest ein paar Minuten davon anzusehen, zum Beispiel die Odyssee der Lösungsumschläge ab 12:30, das Kofferwunder ab 26:30 oder die Parabel vom verlorenen Bier ab 30:40.)

Aber was macht nun eigentlich Stephan Mayerbacher?

Er sitzt seit März im Verwaltungsrat des Schweizer Fernsehsenders Star TV, auf dem das „SwissQuiz” läuft.

Er ist — laut seinem eigenen Xing-Profil — freier Berater der Firma Mass Response.

Und er war bis vor kurzem Prokurist bei der Firma Primavera-TV. (Das Unternehmen hieß früher Imagines Marketing und Medienberatung und wurde anfangs von ihm und Peter Schuljewitsch geleitet. Schuljewisch war auch Herstellungsleiter beim „Money Express”, der von Mayerbachers Firma Callactive produziert wurde. Mayerbacher hat das Unternehmen aber nach eigenen Angaben vor wenigen Monaten an Schuljewitsch verkauft.)

Wenn Mayerbacher nichts mit den Machenschaften von Mass Response und Primavera-TV zu tun hat, die teilweise frappierend an die Merkwürdigkeiten früherer Callactive-Produktionen erinnern, wäre das eine wirklich unglückliche Verkettung von Zufällen. Aber wenn ich die Anwälte der Firmen richtig verstehe, gibt es bei den Produktionen von Mass Response und Primavera-TV ja ohnehin keine Machenschaften, sondern nur unglückliche Verkettungen von Zufällen.

[Achtung: Ich warne dringend davor, den Firmen Mass Response und Primavera-TV oder den genannten Herren in irgendeiner Weise strafbare Handlungen zu unterstellen.]

A Clockwork Vienna, Part II

Wie im vorangegangenen Artikel A Clockwork Vienna, Part I bereits beschrieben, existieren auffällige personelle Verbandelungen innerhalb der Vorstände des First Vienna Fußballclub 1894, dessen Präsident Herbert Dvoracek ist. Christian Bodizs fungiert als einer der drei Vizepräsidenten und gleichzeitig als Schriftführerstellvertreter und Finanzreferent. Weiterhin ist er der Geschäftsführer der MARX Media Vienna GmbH, die Firma, die gegen Ende 2009 auch im Impressum der Gewinnspielsendung Anrufen und Gewinnen kurzzeitig auftauchte . Rückblick…

Weitere Personen welche die stellvertretende Funktion des Schriftführers beim First Vienna FC 1894 inne halten, sind Mag. Stefan Krenn und Mag. Werner Suppan. Letzterer erfüllt wie Bodizs, auch die Funktion des Vizepräsidenten. Werner Suppan ist auch Gesellschafter bei der HD Consulting & Communications in Wien und Geschäftsführer der HD Consulting ist wiederum Herbert Dvoracek. Die HD Consulting ist, wie die mass response GmbH ebenfalls Sponsor des First Vienna FC 1894. Stefan Krenn, hier hinter Dvoracek im Bild zu sehen, ist Geschäftsführer der Red Carpet Consulting. Einige Zitate:

Jüngster Newcomer am Markt: die Agentur Red Carpet. Stefan Krenn, ehemaliger enger Mitarbeiter von Sportstaatssekretär und Ex-ÖVP-Generalsekretär Reinhold Lopatka, eröffnete dieses Unternehmen Ende November 2007. Mit an Bord als Chefberater: der SPÖ-nahe Ex-Nationalbankchef Adolf Wala und der frühere ÖVP-Finanzstaatssekretär Alfred Finz. Das Untenehmen will neben Privatunternehmen natürlich auch für öffentliche Einrichtungen aktiv werden.

Wieder einmal Adolf Wala, wird sich der Leser denken. Nun, es kommt noch besser. Nehmen wir dazu die Ergebnisse aus dem Untersuchungsausschuss zur Untersuchung von Abhör- und Beeinflussungsmaßnahmen um Bereich des Parlaments zu Hand. Einige Zitate aus dem Entschliessungsantrag, welcher sehr umfangreich ausfällt und eine ganze Nacht mit Lesen ausfüllt. Man könnte auch meinen, einen Krimi gelesen zu haben:

Auszug aus der Befragung in der 15. Sitzung, 25.11.2009:

Abgeordneter Werner Neubauer (FPÖ): Gut, das nehme ich so zur Kenntnis. – Dieser Beamte macht also einen Amtsvermerk und schreibt darin Folgendes: Botschafter Alijew habe sich entschlossen, zu den Vorgängen Stellung zu beziehen und entsprechende Presseverlautbarungen abzugeben. Freund Adolf Wala habe ihm einen Medienberater vermittelt, der den Kontakt zum Kabinett vom Innenminister Günther Platter, Christian Switak, herstellen wird. – Zitatende.

Das Magazin „NEWS“ berichtet daraufhin in seiner Ausgabe 36/09 Folgendes: „Der mutmaßlich kriminelle Exbotschafter Kasachstans in Wien, Rakhat Alijev, vergab nur einen Tag bevor er als Botschafter abberufen wurde, einen lukrativen PR-Vertrag über 499200 US-Dollar an die ÖVP-nahe PR-Agentur ‚Red Carpet Opinionleader Consulting’.“ Weiter heißt es da: „Red Carpet’ wirbt auf seiner Homepage mit den Worten: ‚Entscheidend für Ihren Erfolg ist es daher, Beziehungen auf allen Ebenen zu pflegen – Minister, Kabinettsmitarbeiter, Spitzenbeamte.’ ‚Red Carpet’ pflege diese Kontakte, wobei verschiedene kommunikative Maßnahmen eingesetzt werden, um politische, administrative und verfahrenstechnische Entscheidungen mitzugestalten.“ – Zitatende.

Meine Frage, die sich daran knüpft, ist: Wen hat Adolf Wala dem Rakhat Alijew als Medienberater vermittelt? Haben Sie dazu eine Wahrnehmung?

Mag. Peter Gridling: Es tut mir leid, diese Frage kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich habe hierzu keine Wahrnehmung.

Abgeordneter Mag. Ewald Stadler (BZÖ): …

Wenn ich Ihnen jetzt also schildere, dass – ab heute werden Sie dann nicht mehr sagen können, dass Sie es nicht gewusst haben – zwei Tage bevor Alijew als Botschafter abgesetzt wurde von seinem Ex-Schwiegervater, ein großer Werbeauftrag zunächst in der Höhe von 600000 € an eine PR-Agentur namens „Red Carpet“ ergangen ist – die können Sie schon sehen, wenn Sie bei Wien hereinfahren, da gibt es schon Werbetafeln für „Red Carpet“ –, an der das frühere Kabinettsmitglied des Kabinetts Lopatka Mag. Stefan Krenn, der früher auch bei Hochegger Communications tätig war – heute können Sie im „NEWS“ nachlesen, dass es Verträge zwischen Strasser und Hochegger gab –, der gemeinsam im Kabinett Lopatka saß mit der nunmehrigen, glaube ich, Gattin, aber zumindest Lebensgefährtin des früheren Innenministers Strasser … Also zwei Tage bevor dieser Herr Alijew als Botschafter abgesetzt wird, ergeht dieser Auftrag dorthin. Würden Sie es völlig von der Hand weisen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem dort erteilten Auftrag und der raschen, sehr raschen Erteilung einer Aufenthaltsbewilligung durch die BH Horn und dass da eventuell die Annahme nicht von der Hand zu weisen wäre, dass es da zu einer Vorteilsannahme kam?

Mag. Günter Lengauer: Dazu kann ich nichts sagen. Das war nicht Ermittlungsgegenstand. Ich bin auch zu dieser Zeit mit dem Fall nicht beauftragt gewesen. Erst später. Ich kann dazu nichts sagen.

Abgeordneter Werner Neubauer (FPÖ): Ist Ihnen bekannt, dass es beim Vienna- Fußballklub durch den Herrn Wala zu Sponsoring gekommen ist in einer Höhe von 1,5 Millionen €, die in der Folge dann als Geldwäsche durch das BKA ermittelt wurden?

Mag. Peter Gridling: Dieser Sachverhalt ist mir nicht bekannt.“

Involvierung und Tätigkeiten der ÖVP-nahen Firma „Red Carpet“?

Am 25. Mai 2007 verfasst der BVT-Beamte C4004 einen Bericht über ein am 24.5.2008 stattgefundenes informelles Gespräch im Büro des Botschafters der Republik Kasachstan. Darin ist vermerkt:

„Botschafter Aliyev habe sich entschlossen, zu den Vorgängen Stellung zu beziehen und entsprechende Presseverlautbarungen abzugeben. Freund Adolf Wala habe ihm einen Medienberater vermittelt, der den Kontakt zum Kabinett von Innenminister Günter Platter, Christian Switak, herstellen wird.“

Interessant, nicht wahr? Abschließend noch ein Auszug aus dem Entschließungsantrag des Untersuchungsausschusses, in dem auch wieder der Name Christian Bodizs im Zusammenhang mit dem First Vienna FC 1894 fällt.

Geldwäsche über Fußballvereine?

Der SPÖ-nahe frühere österreichische Nationalbankpräsident Adolf Wala wurde am 25. Mai 2007 zum Aufsichtsratvorsitzenden der Nurbank berufen. Aliyev hielt damals die Mehrheit der Anteile. Auch in Österreich gab es enge wirtschaftliche Verflechtungen zwischen Aliyev und Wala. Es sind Geldflüsse in den Fußballbereich dokumentiert. So wurde der nunmehrige Bundeslegist Vienna, dessen Präsident Wala damals war, von einem Unternehmen aus Aliyevs Firmengeflecht mit einem Betrag von 500 000 Euro gesponsert. Seltsamerweise legte diese Firma großen Wert darauf, diese Sponsoring nicht öffentlich zu machen, was in klarem Gegensatz zu den branchenüblichen Gepflogenheiten steht. Auch der Hintergrund eines Darlehens in der Höhe von 1,56 Millionen Euro an das Vienna Vorstandsmitglied Christian Bodizs erscheint aufklärungsbedürftig. Diesbezüglich gibt es jedoch keine Erhebungen gegen Adolf Wala und andere involvierte Personen, obwohl die mit den Finanztransaktionen betraute Privatinvestbank bei Überweisung der Beträge Geldwäscheverdacht gegenüber der zuständigen Meldestelle im BKA anzeigte.

Vielleicht erklärt dieser Krimi auch, warum die Telefonabzockspielchen mit all Ihren massiven Auffälligkeiten, Hintermännern und Initiatoren bisher in Österreich keine Ermittlungen erfahren haben. Wer kann schon sagen, wie weit der ein oder andere Einfluss reicht, oder wer mit wem und wie verbunden ist. Die Frage ist doch, was hat Bodizs mit den 1,56 Millionen Euro angestellt und warum hat Aliyes ihm das Geld überhaupt geliehen. Möglich wäre, dass Bodizs lediglich als Strohmann fungiert und das Darlehen über den First Vienna 1894 dort gelandet ist, wofür es eigentlich bestimmt war.

wird fortgesetzt…